Ein „neuer“ Bildstock in Elz

Der Bildstock am alten Elzer Friedhofsweg

An der Friedrich-Ebert-Straße gegenüber dem unteren Eingang zum alten Friedhof befand sich ein Bildstock, der leider nicht unter Denkmalschutz stand. Trotz einer Teilrenovierung vor einigen Jahren verkam das kleine Bauwerk aber zusehends. Da dieser Bildstock auf einem privaten Grundstück stand konnte ein Abriss nicht abgewendet werden. Die Gemeindevertretung beschloss daher im Jahr 2017 die Errichtung eines neuen Bildstocks.

Der Verlauf der heutigen Friedrich-Ebert-Straße entspricht im unteren Teil dem alten Elzer Friedhofsweg. Daher passierten die Elzer den Bildstock bei jeder Beerdigung und bei jedem Friedhofsbesuch, so gab er sicherlich oftmals Anstoß, persönliche Anliegen vor Gott zu bringen. Der neue Bildstock sollte diesen historischen Gegebenheiten entsprechen und in der Nähe des alten Standorts liegen. Daher empfahl der Vorstand des Elzer Geschichts- und Museumsvereins den unteren Teil des alten Friedhofs als geeigneten Platz.

Ein neuer Bildstock als ehrenamtliche Aufgabe

Der Entwurf für den Bildstock lag in den Händen von Restaurator Josef Weimer. Das grundlegende Erscheinungsbild war jedoch durch seine großzügige Stiftung einer Reliefplatte vorgegeben. Diese Reliefplatte aus Kunststein zeigt die heilige Familie im Zentrum, die von den vierzehn Nothelfern umrahmt ist.

Schon im Jahr 2019 legte der Bauhof der Gemeinde Elz das Fundament des Bildstocks, aber der Verlauf der Corona Pandemie verzögerte die weiteren Arbeiten. Neben dem Aufbau des Grundkörpers, den Auszubildende des Bauhandwerks unter der Leitung von Carsten Pabst ausführten, waren eine Reihe weiterer Gewerke erforderlich. Es ist das bleibende Verdienst des Bauhofmitarbeiters Thomas Schmitt für alle Arbeiten Elzer Firmen zu überzeugt zu haben, die Gewerke ehrenamtlich auszuführen. Auch die Koordinierung der Arbeiten lag in den Händen von Thomas Schmitt, dessen Kollegen vom Bauhof den Verputz und den Anstrich des neuen Bildstocks übernahmen

Dank der Gemeinde

Der 1.Beigeordneten Wolfgang Lindenmeyer überbrachte den Dank der Gemeinde für die Schaffung dieses würdigen Ausgleichs für den alten Bildstock an alle ehrenamtlichen Mitarbeiter und die folgenden Elzer Firmen:

  • Steinmetzmeister Frank Rother für die Basaltlavaplatten und die Bodenplatten der Umgebung
  • Zimmerermeister Torsten Michel für das Gebälk der Dachhaube
  • Dachdeckermeister Detlef Erdkamp für die Dachverschieferung
  • Schlosserei Josef Jeuck für die Fertigung des Dachkreuzes nach Vorgabe von Josef Weimer, der auch die Vergoldung vornahm

Diese Firmen haben gemeinsam mit den Planern und weiteren ehrenamtlichen Helfern ein bleibendes Schmuckstück geschaffen.

Die heilige Familie und die vierzehn Nothelfer

Vermutlich übte die kleine Pieta im alten Bildstock eine tröstende Wirkung auf viele trauernde Menschen aus. Selbst im Stadium seines Zerfalls konnte man dort hin und wieder eine entzündete Kerze oder Blumen sehen. Dennoch war der Erhalt der schadhaften Figur aufgrund der fehlenden kunsthistorischen Bedeutung nicht angebracht.

Mit der Reliefplatte im neuen Bildstock erhält Elz erstmals eine öffentlich zugängliche Darstellung der vierzehn Nothelfer, die die heilige Familie umrahmen.

Die Nothelfer und ihre traditionellen Attribute

  • Achatius, römischer Centurio (Soldat mit Kreuz und Dornenkrone)
  • Ägidius, Abt (Mönch mit Stab, Hirschkuh mit Pfeil)
  • Barbara, Märtyrerin (Turm, Kelch, Hostie, Schwert)
  • Blasius, Bischof (Bischof mit Stab, Mitra und zwei gekreuzten, brennenden Kerzen)
  • Christophorus, Fährmann (Jesuskind auf der Schulter, Stab in der Hand)
  • Cyriakus, Diakon (Diakon mit gefesseltem Dämon)
  • Dionysius, Bischof (Bischof mit Kopf in den Händen)
  • Erasmus, Bischof (Bischofsstab mit Ankerwinde)
  • Eustachius, Legionskommandant (Hirsch mit Kreuz im Geweih)
  • Georg, Drachentöter (Ritter mit Speer, den getöteten Drachen zu Füßen)
  • Katharina, Königstochter (Krone, Buch, Schwert, Rad)
  • Margareta, Märtyrerin (Krone, Kreuz, Drachen am Band)
  • Pantaleon, kaiserlicher Leibarzt (Hände auf den Kopf genagelt)
  • Vitus, zwölf Jahre alt (Ölkessel, Hahn, Adler, Buch)

Schon seit dem 14. Jahrhundert vertrauen sich viele Menschen in existentiellen Nöten diesen Heiligen an und bitten sie um Hilfe in unterschiedlichsten Anliegen. Dies ist hochaktuell, denn die momentane Situation mit einer langen Pandemiephase und einem Krieg in Europa zeigt die Begrenztheit menschlichen Handelns auf. Sie macht die Rückbesinnung auf die Unterstützung himmlischer Mächte umso notwendiger. Damit greift der neue Bildstock mit den 14 Nothelfern auch spirituell die Tradition des alten Bildstocks mit der Pieta auf, denn auch hier brachten die Menschen in Notlagen ihre Bitten vor.

Einsegnung - Gelebte Ökumene

Unabhängig von der Konfession gelten die 14 Nothelfer bei allen Christen als Vorbilder im Glauben. Somit setzte die Einsegnung des Bildstocks durch die beiden Pfarrer Christian Dolke von der evangelischen und Gereon Rehberg von der katholischen Kirche ein wertvolles ökumenisches Zeichen. Die Segnungsfeier erhielt durch die beiden Liedvorträge des gemischten Chores "Salto Vocale" der Elzer "Germania" unter der Leitung von Jürgen Faßbender einen festlichen Rahmen. Ein weiterer Beweis für die Lebendigkeit und die Solidarität der Elzer Dorfgemeinschaft.