Ein archäologischer Fund in Elz

Während frühere Archäologen zu sehr an sensationellen Funden interessiert waren und dabei viele hochinteressante und wichtige Artefakte zerstörten, legt die moderne Archäologie großen Wert auf die Dokumentation jedes noch so kleinen Details. Daher ist der aufmerksame und kenntnisreiche Blick für das Auffinden historischer Spuren sowie die peinliche Sorgfalt bei der Ausgrabung, der Registrierung, Vermessung und der Kartierung gefordert und inzwischen selbstverständlich.

Zufallsfunde und Hobbyarchäologie

Spektakuläre archäologische Funde sind selten, aber nach Meinung von Dr. Sönke Hartz, Mitarbeiter der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, „sind Zufallsfunde für uns professionelle Archäologen von unschätzbarem Wert“.
Mitglieder des Geschichts- und Museumsverein Elz, allen voran der Vorsitzende Josef Schmitt, widmen sich seit vielen Jahren unter anderem dieser Aufgabe und konnten vielfache Erfolge vorweisen

Insbesondere bei Baggerarbeiten kommt es immer wieder zu archäologischen Zufallsfunden, so auch in jüngster Zeit in Elz beim Ausheben der Baugruben für die neuen Wohngebäude „Auf dem Woog“. Das Gelände liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnübergangs im Offheimer Weg zwischen Eisenbahnlinie und Elbbach Richtung Niederhadamar.

Quelle: Gemeinde Elz, Bebauungsplan "Auf dem Woog"

Da in diesen Flurstücken am Elbbach schon häufiger archäologische Funde zu verzeichnen waren – Knochenfund eines Waldelefanten und keltische Kremationsstelle am Elbbachufer flussaufwärts – untersuchte Josef Schmitt die Baugrube „Auf dem Woog“ mit geschultem Blick und stellte Bodenverfärbungen fest, deren Form und Regelmäßigkeit seiner Auffassung nach nicht natürlichen Ursprungs sein konnten.

In einem Protokoll für das Amt für Denkmalpflege beschreibt Josef Schmitt die Details seiner Beobachtungen:

Fundbericht:

Baustelle 65604 Elz, An der Woog,
am Elbach, links vor der Elbachbrücke, Richtung Offheim

119 m ü NHN in der Nähe des Elzer Bahnhofes
Ausschachtung einer Wohnanlage
Eigentümer: Gemeinde Elz

Vorwort:
Als Vorsitzender des Elzer Geschichts- und Museumsvereins beschäftige ich mich schon sehr lange mit der Erforschung archäologischer Zonen in Elz. Insbesondere hat mich der damalige Leiter der Denkmalpflege Dr. Pachali darum gebeten, alle baulichen Maßnahmen am Elbachufer und im Neubaugebiet Elzer Fleckenberg in Augenschein zu nehmen. Gerade bei dem Brückenbau gab es durch die massiven Erdbewegungen beim Erdaushub der Brückenpfeiler interessante Lesefunde aus den unterschiedlichsten Zeitepochen und zu einem bedeutenden Knochenfund eines Waldelefanten.

Bauprojekt:
Meine Beobachtungen konzentrierten sich auf das Objekt „Woog“ der Gemeinde Elz, die dort zwei große Bauprojekte für den sozialen Wohnungsbau erstellen wird. Beim ersten Projekt in vorderer Lage konnte ich bei meinen Beobachtungen keine Auffälligkeiten und Bodenverfärbungen feststellen. Anders sah es bei dem hinteren Projekt aus.
Meine fast täglichen Beobachtungen in der Zeit des Bodenaushubs ergaben Folgendes:

Am Sonntag, den 1.Juli 23 entdeckte ich in der frisch ausgeschachteten Baugrube eine deutliche kreisrunde dunkle Verfärbung mit scharfen Konturen: Durchmesser 95 cm innen, 1,40 cm außen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Grube. (Siehe Gesamtfoto)

Am Montag, den 2. Juli 23, 12:00 Uhr, besuchte ich die Baustelle, die weiter ausgebaggert wurde. Der Zustand der kreisrunden Verfärbung war noch komplett erhalten und deutlich sichtbar – Siehe Foto -

Meldung an das Landesamt für Denkmalpflege

Gegen 14:00 Uhr informierte ich Herrn Prof. Dr. Udo Recker, vom Landesamt für Denkmalpflege Wiesbaden über meine Recherchen.

Während unseres Gespräches kontrollierte Prof. Recker, die Lage der örtlichen Zuordnung in der Datenbank der hessischen Bodendenkmäler. Ich verwies ebenfalls auf die 250 Meter entfernte keltische Kremationsstelle am Elbbachufer flussaufwärts.  

Ergebnis: Es erfolgte eine Meldung an die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Limburg-Weilburg, Frau Mackauer-Brühl.

15:30 Uhr Treffen mit Frau Mackauer-Brühl am Bauobjekt. Frau Mackauer-Brühl informierte den Baggerführer der Firma Dillenberger über die rechtliche Lage, machte Aufnahmen und informierte über die weitere Vorgehensweise. An diesem Nachmittag wurde der restliche Teil der Arbeiten abgeschlossen.

Am Dienstag, den 2. Juli 23, 9:30, besuchte ich die Baustelle und fand folgende Lage vor:

In der neu ausgebaggerten Stelle entdeckte ich weitere neue kreisrunde Bodenverfärbungen:
Über diesen Befund berichtete ich um 11:00 Uhr Frau Mackauer-Brühl die gegen 12:00 Uhr an der Baustelle eintraf.

Frau Mackauer-Brühl dokumentierte die neuen Fundergebnisse und leitete sie an das Amt für Denkmalpflege weiter.

Mit Genehmigung von Frau Mackauer-Brühl entfernte ich die trockene Erde über einer Verfärbung vorsichtig mit einem weichen Besen. Ebenso die Anhäufung der Schottermasse an einer anderen Stelle. Darunter versteckt kam eine weitere kreisförmige Verfärbung hervor.

Untersuchung durch das Landesdenkmalamt

Frau Mackauer-Brühl teilte mir mit, dass am Donnerstag, den 6.7.2023 Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes Wiesbaden die Spuren auf der Baustelle untersuchen werden.

Protokoll erstellt von Josef Schmitt, Vorsitzender Elzer Geschichts- und Museumsverein Elz

Elz, den 5.7.2023   

Fotos: Hort Kaiser, Josef Schmitt

Perspektiven

Mit Spannung kann erwartet werden, welche weiteren Schritte Prof. Dr. Udo Recker vom Landesdenkmalamt in Wiesbaden aufgrund des Protokolls von Josef Schmitt und der Untersuchung durch die beiden Mitarbeiterinnen des Landesdenkmalamtes veranlassen wird. Gespannt sind wir auch auf die Interpretation dieser historischen Spuren in der Elzer Gemarkung, weil sie unserer Kenntnis der Elzer (Früh)Geschichte einen weiteren Mosaikstein hinzufügen wird.