„Kjärmeslied“ in Stein gemeißelt

Auf dem enthüllten Denkmal sind die sieben Strophen und der Refrain zu lesen

Vor 100 Jahren textete der Elzer Heimatdichter Paul Blättel das Elzer Kirmeslied in heimischer Mundart. Noch heute wird es von Jung und Alt im ursprünglichen Dialekt gesungen. Das am Samstag enthüllte Denkmal würdigt „Det Elzer Kjärmeslied“ als Kulturgut von herausragendem Wert.

Die Zeiten waren hart, als Paul Blättel (1887 bis 1951) das Elzer Kirmeslied verfasste. Nur 4 Jahre zuvor hatte Deutschland den Krieg verloren und ächzte unter den hohen Reparationszahlungen. Um den Verpflichtungen nachzukommen, ließ die Regierung immer mehr Papiergeld drucken. Die Preise für Lebensmittel stiegen ins Unermessliche, die Reallöhne fielen ins Bodenlose und viele Menschen wurden arbeitslos.

Überall herrschten Armut und Hunger. „Die Arbeiter in der Elzer Kammfabrik, der Steingutfabrik Staffel und der Karlshütte Staffel streikten, weil ihre Löhne nicht mehr ausbezahlt wurden“, berichtete der Geschichtsvereinsvorsitzende Josef Schmitt über die Zustände dieser Zeit.

Rauschender Festabend und großer Umzug

Aller Not zum Trotz wollten die Elzer wieder leben und sich freuen. So ergab es sich, dass im Jahr 1921 der damalige Kaplan Georg Pistor zusammen mit dem Heimatdichter Paul Blättel den Elzer Gesellenverein ins Leben rief. Unter Mitwirkung aller Elzer Vereine gab es einen rauschenden Festabend und am nächsten Tag war bei einem Umzug das ganze Dorf auf den Beinen.

„Die Grundstimmung in der Elzer Bevölkerung war plötzlich wieder positiv“, berichtet Schmitt. Und dies spiegele sich im Elzer Kirmeslied wider. Das aus dem Text schließlich ein Lied wurde, ist dem Zusammenwirken des Heimatdichters mit dem Elzer Lehrer Paul Kalb zu verdanken. Bei einem Spaziergang sang Paul Kalb eine an das Volkslied „Gold und Silber schenk ich dir“ angelehnte Melodie und damit war das Elzer Kirmeslied geboren. Blättel ließ 1922 bei der ersten festlichen Kirmes nach dem Ersten Weltkrieg alle 7 Strophen in Elzer Dialekt auf Postkarten drucken. So wurde das Lied zum Hit und zur Elzer Hymne.

„Das Kirmeslied ist für die Bürger immer noch von großer Bedeutung“, sagte Bastian Hoffmann, der zweite Vorsitzende vom Elzer Geschichts- und Museumsverein. Keine andere Gemeinde der Region könne sich mit einem so einzigartigen Kirmeslied rühmen. In Zeiten, wo es immer komplexer und schnelllebiger wird, würden sich die Menschen nach Identität und Zugehörigkeit sehnen. Die Pflege des Brauchtums wie die generationsübergreifende viertägige Feier mit der Kirche im Mittelpunkt, gehöre dazu. So zeige sich die Verbundenheit zur Elzer Kirmes als ein Teil des kulturellen Erbes, hob Hoffmann hervor. „Das Kirmeslied verbindet Generationen und erinnert uns daran, wer wir sind und woher wir kommen.“

Weiterentwicklung der Grünanlage

Für jeden sichtbar finden sich nun die sieben Strophen und der Refrain des Elzer Kirmesliedes an prominenter Stelle im historischen Kern der Gemeinde.

„Der Bau dieses Denkmals stellt eine Weiterentwicklung der Grünanlagen mit dem Skulpturenpark dar“, sagte Bürgermeister Horst Kaiser (CDU). Er dankte dem Geschichts- und Museumsverein als Initiator und Ideengeber, dem Künstler Uli Eulberg für die gelungene Umsetzung und der Wirtschaftsförderung Limburg - Weilburg, die das Projekt über das Leader Programm großzügig gefördert hat.
Bei der Enthüllung der acht Kirmesliedtafeln durch die Kirmesburschen und -mädchen des Jahrgangs 2022 verlas Bernd Schmitt, selbst Kirmesbursche vor nunmehr 50 Jahren die jeweilige Strophe im Dialekt. Beim Refrain sangen und schunkelten alle mit.

Kerstin Kaminsky, NNP, 12. September 2023