Familienforschung
Kennen Sie diese Gedanken?

Als Kind hatte ich ein offenes und neugieriges Verhältnis gegenüber den „Geschichten von früher“. Als Jugendlicher konnte ich irgendwann die „alten Geschichten“ nicht mehr hören, weil sie sich so häufig wiederholten. Danach absorbierten Ausbildung, Beruf, Familiengründung, Hausbau, Karriere und andere notwendige Tätigkeiten nahezu vollständig Aufmerksamkeit und Zeit. Als die Eltern älter wurden tauchte zwar immer mal wieder der Gedanke auf, ich müsste so vieles aufschreiben und erhalten. Tatsächlich aber wurde aus dieser Erkenntnis und den guten Vorsätzen kaum etwas verwirklicht.
Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem die „Geschichten von früher“ und damit wertvolle, auch heimatgeschichtliche, Erinnerungen verloren waren. Die Eltern und ältere Verwandte, als Informanten für das bewusste Zurückschauen, können nicht mehr erzählen. Sie haben die Erinnerungen mit ins Grab genommen.

Vermutlich aufgrund des Alters wächst wieder das Interesse an der persönlichen Geschichte. Ich bereue nun, die Jahre nicht genutzt zu haben, um Wissenswertes aus der Vergangenheit zu erfahren und festzuhalten. Denn eine Familienforschung ohne die persönlichen Geschichten liefert meist nur tabellarisches Stückwerk aus den verschiedenen Registern der Standesämter und aus Kirchenbüchern. Somit reduziert sich persönliche Geschichte auf die Aufzählung von Familienereignissen wie Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle.
Dem Administrator dieser Webseite ist diese Tatsache schmerzlich bewusst geworden, als er die Abfassung des Kapitels über Familienforschung plante.

Familienforscher

Auf Menschen zu treffen, deren Biografien in dieser Hinsicht anders verlaufen sind, empfinde ich daher als großes Glück. Menschen, die sich bei den beschriebenen alltäglichen Aufgaben immer Zeit für die Vergangenheit reserviert haben, denen die „Geschichten von früher“ so wichtig waren, dass sie diese festgehalten und darüber hinaus weiter geforscht haben. Sie können zwar nicht die eigenen Erinnerungen ersetzen, aber ihre Forschungsarbeiten erlauben oft Analogieschlüsse auf die Lebensverhältnisse der eigenen Vorfahren. Mit den Erkenntnissen der Geschichts- und Familienforscher der Heimatgemeinde lässt sich zumindest eine Vorstellung davon entwickeln, wie die Vergangenheit der Ahnen gewesen sein könnte.
Zu diesen Menschen gehört Detlev Schneider, der am 10. März 1948 in Elz geboren wurde. Er wohnt seit mehreren Jahren in Wiesbaden, ist aber seiner Heimatgemeinde sehr verbunden. Zu seinen Forschungsgebieten zählen der Raum Nassau, der Raum Darmstadt, der Westerwald und eben auch Elz. Detlev Schneider ist Mitglied in der familienkundlichen Gesellschaft für Nassau und Frankfurt e.V. und hat seine Forschungsergebnisse zur Ahnenliste Schneider in der Zeitschrift seiner Arbeitsgemeinschaft veröffentlicht(1).
Ein Vortrag über Elzer Namen beim Geschichts-und Museumsverein Elz ist auch für "Nichtmitglieder" der Familie Schneider sehr aufschlussreich. Ein Abschnitt aus dem Manuskript seines Vortrages vermittelt zugleich Wissenswertes über die Namensherkunft und stellt dar, aus welchen Quellen man solche Informationen erhalten kann.

Familie SCHNEIDER

"Auf den ersten Blick wird vermutet, dass der Name Schneider von dem Beruf Schneider hergeleitet wird. Dies ist aber nicht der Fall, da es den Beruf des Schneiders im späten Mittelalter noch nicht gab.
Es gab aber den Beruf des Sniters, jemand der z.B. Getreide schnitt. Dies wird auch oft Snyter, Snyder oder Sniter geschrieben.
In einer Urkunde des Jahres 1399 wird bekundet, dass u.a. Dyle Snyter von Niederhadamar und seine Frau Grete von Heinrich von Eufingen, Meister des Spitals zu Limburg, mit Einverständnis des Junkers Johann, Herr zu Limburg, zu Erbrecht erhalten haben den Teil der Hofreite, den das Spital im Dorf und Feld zu Niederhadamar hat. Im Zinsregister des Spitals zu Limburg vom Jahr 1437 steht, dass Snyters Sohn 6 Turnose und 1 Huhn an Martini von seinem Haus in Elz gibt.

Im Jahr 1458 zahlt dessen Sohn Heinz Schneider 1 ½ Turnose May- und 1 ½ Turnose Herbst-Bede an Nassau Hadamar, da er deren Leibeigener ist. 1469 zahlen seine Erben 6 Turnose Besthaupt.
Seine Erben sind u.a. Martin Schneider, der in Niederhadamar wohnt, Herrmann Schneider, der in Elz bleibt und am 11.11.1508 dem Johann Carnisius, Vikar am St. Georgenstift in Limburg, eine Rente von ½ Gulden für 10 Gulden verkauft, und Gerhard Schneider, der nach Niederzeuzheim zieht. Bei dieser Familie ist die Namensschreibung von Snyter zu Schneider in 4 Generationen erfolgt. Alle weiteren Nachkommen haben die einheitliche Schreibweise Schneider angenommen.
Der Verfasser kann seinen Familiennamen Schneider über 21 Generationen bis zu Dyle Snyter zurückverfolgen."

Vollständige Texte und Materialien

Um eine gute Lesbarkeit des Textes an dieser Stelle zu gewährleisten, wurde auf Fußnoten verzichtet. Das gesamte Manuskript mit Angabe der verwendeten Quellen über Elzer Namen steht aber zum Download bereit.

Die vollständigen Arbeiten Detlev Schneiders über die "Elzer Familien" sind im Archiv des Geschichts- und Museumsvereins unter dem Titel: "Elzer Familien vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis 1817" verfügbar und können dort während der wöchentlichen Öffnungszeiten eingesehen werden.

Gesetzliche Bestimmungen

Für uns als Geschichtsverein bedeutet Familienforschung die Erfassung der Elzer Familien mit dem Ziel der Erstellung eines Ortsfamilienbuches. Auch wenn wir hierbei keine persönliche Ahnenforschung betreiben, gehen in diese Arbeiten persönliche Daten ein. Der Umgang mit persönlichen Daten in der Familienforschung unterliegt den strengen Bestimmungen des Datenschutzrechts.
Der Elzer Geschichts- und Museumsverein hält sich bei seinen Arbeiten zur Familienforschung an die archivrechtlichen Schutz- bzw. Sperrfristen. Dies bedeutet, dass Daten aus dem Geburtenregister nach 110 Jahren, aus dem Eheregister nach 80 Jahren und aus dem Sterberegister nach 30 Jahren veröffentlicht werden können.

(1) „Hessische Familienkunde“- Wissenschaftliche Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft der hessischen familienkundlichen Gesellschaften. Degener Verlag. Heft 5; S. 193