NNP, 08.08.2020

Karl-Heinz Rörig auf den Spuren der Vergangenheit

Intuition, Glück und Gefühl helfen beim Suchen

von Anette in Concas

Das Wort "Hobbyarchäologe" wird ihm nicht gerecht, so erfüllt ist Karl-Heinz Rörig von seinen Forschungen und Grabungen. Der Siebzigjährige aus Malmeneich hat aber auch schon etliches vorzuweisen: Er hat nicht nur 1993 die Motte (Turmhügelburg) im Elzer Wald entdeckt, sondern auch zahlreiche Überbleibsel unserer keltischen Vorfahren. Das meiste stammt von der Elzer Gemarkung rund um die ICE-Strecke, aber auch im Neubaugebiet am Fleckenberg und in der Gemarkung "In den Löchern" (Gemarkungsgrenze nach Niederhadamar) wurde er fündig.

5000 Jahre Heimatgeschichte

Wer seine Arbeitsräume im unteren Stockwerk des Reiserbergs 10 betritt, kann nur staunen. Gereinigt, katalogisiert und sorgfältig geordnet finden sich 5000 Jahre Elzer Geschichte in den Regalen. Was für den Laien wie Kästen mit Scherben oder Tonresten aussieht, ist für den Entdecker höchst lebendig. Für ihn ranken sich Geschichte und Geschichten um die Einzelteile - und er kann wunderbar darüber erzählen!

Angefangen hat seine Liebhaberei bereits 1973 und zwar im "Sumpf" wie der Schützenhof unter Elzern genannt wird. Karl-Heinz Rörig saß mit seinem leider mittlerweile verstorbenen Freund Hermann Schlag zusammen. Dieser wusste, wie interessiert Karl-Heinz Rörig schon immer an der Vergangenheit und an Grabungen war. Deshalb berichtete er ihm von den Scherben, die gerade bei den damals aktuellen Baggerarbeiten für die Flugschneise am Flugplatz gefunden wurden.

Dem gebürtigen Elzer ließ das Gehörte keine Ruhe. Am nächsten Tag ging es mit zwei Freunden zur ausgebaggerten Wand. "Ich weiß es noch genau, ich habe sogar das geliebte Judotraining ausnahmsweise ausfallen lassen", erinnert sich der Schwarzgurt - und fand eine richtig große Scherbe und etliche weitere Stücke.

Da er diese sogenannte Siedlungskeramik nicht einzuordnen wusste, zeigte er sie zunächst einem ihm bekannte Lehrer. Und weil dieser nicht weiterhelfen konnte, packte er, nach langen Überlegungen, wer denn am besten Bescheid wissen könnte, seine Scherbe und schickte sie kurzerhand an das Hessische Landesamt für Denkmalpflege nach Wiesbaden.

Und dann wartete er auf die Antwort

Er wartete und wartete. Weil er inzwischen häufig Kontakt mit dem Amt für Denkmalpflege hat, weiß er jetzt, warum erst nach einem Jahr die gewünschten Auskünfte kamen: "Leider auch zu wenig Personal", bedauert er, und hält die Scherbe, die er zusammen mit der Antwort zurückbekommen hat, hoch. Der wertvolle Fund stammt aus der keltischen Eisenzeit, der sogenannten Hallstattzeit (800 bis 450 vor Christus) und gehört zur Siedlungskeramik. "Das war normale Gebrauchskeramik", erzählt der Heimatforscher. "Tatsächlich gab es damals auch unterschiedliche Qualitäten, so wie heute".

Maulwurf fand den Spinnwirtel

Auch Grabkeramik hat der Heimatforscher inzwischen gefunden, aber auch Knochen, zum Beispiel Röhrenknochen von einem keltischen Kleinpferd und Grabbeigaben. Allerdings sucht er nie verbissen. Stattdessen macht er sich zu einem Spaziergang auf und lässt sich von Intuition und Gefühlen leiten. "Glück gehört natürlich auch dazu", berichtet er und erzählt schmunzelnd, wie ein Maulwurf in seinem Blickfeld einmal einen Hügel aufwirbelte und tatsächlich einen Spinnwirtel nach oben förderte. der kleine, runde, verzierte Stein hat ein Loch in der Mitte und diente zum Fädenziehen.

Längst besitzt Karl-Heinz Rörig eine Nachforschungsgenehmigung (NFG), ist also sozusagen ehrenamtlicher Mitarbeiter des Hessischen Landesamtes für Denkmalpflege und schickt alles, was erfindet, zunächst an die Bezirksarchäologin Dr. Sandra Sosnowski.

Wenn er nicht auf Spurensuche ist, beschäftigt er sich auf andere Weise mit der Geschichte unserer Vorfahren. Er hat plastische Modelle der keltischen Hünengräber gebaut, er hat mit Werner Geberzahn die Malmeneicher Chronik geschrieben, besucht Vorträge und beteiligt sich an Touristengrabungen. Bei aller Initiative ist der ehemalige Konstrukteur bei der Glashütte kein Sammler von Scherben und Geschirr, sondern jemand, der es liebt, wenn geschichtliche Zusammenhänge (be-)greifbar werden.