Der Christus Korpus ist zur Kur

Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich der Restaurator Josef Weimar um den Körper aus Eichenholz in Elzer Wald.

Nach rund 80 Jahren braucht der Körper ein wenig Ruhe und Pflege, gewissermaßen eine Kur, sagt Josef Weimer. Der Körper, von dem er spricht, ist der Christuskorpus am Gedenkkreuz in jenem Waldstück zwischen Niedererbach und Malmeneich, das die „Mordschau“ genannt wird. Vor 13 Jahren hat er die Skulptur zuletzt abhängen und mit seiner Werkstatt bringen lassen, damit sie sich erholen könne. Diese Erholung will Weimer dem Korpus jetzt erneut ermöglichen. Josef Weimer ist Restaurator und Künstler, er ist Mitglied der Kolpingfamilie, die sich um die Mordschau kümmert. Und er ist Sohn. Denn als Vater Heinrich, Malermeister in Elz, starb, übernahm er die Aufgabe, sich um die Pflege und Erhaltung des Christuskorpus zu kümmern.
Das war 1992.

Das Versprechen

Josef Weimar hatte seinem Vater versprochen, das Werk in Ordnung zu halten. Und dabei ist es bis heute geblieben. Regelmäßig geht der inzwischen 86-jährige Senior und die übrigen Mitglieder der Kolpingfamilie zum Kreuz im Wald, räumen, den Platz um das Kreuz auf und sehe nach den Spuren, die die Jahre und das Wetter am Holz hinterlassen. Tatsächlich sei das hölzerne Kreuz in der Mordschau noch älter als der Korpus. Bereits am Karfreitag 1933, morgens um 5 Uhr, wurde das Kreuz aufgestellt, heißt es im Protokollbuch des damaligen Gesellenvereins. „Es war ein feierlicher Akt, ergreifend und einfach.“ Im Fundament liege eine Urkunde, „welche alle, die mit waren, mit ihrem Namen unterschrieben haben“, steht es in dem Buch.
Der Zahn der Zeit nagt am Kunstwerk im Elzer Wald.
Kurze Zeit später „wurde der Wunsch wach, auch einen würdigen Christuskörper an dem Kreuz anzubringen“, gibt Das Gesellenbuch Auskunft. Der Schlossergeselle Joseph Braun hatte sich gemeldet, erzählt Josef Weimer, und laut Aufzeichnungen von damals ging er seiner Arbeit „mit heiligem Eifer und frommen Beten nach“. Gebetet hätten auch seine Freunde, dass das Werk gelingen möge. Es gelang. Der Christus am Kreuz sei „nicht schmerzentstellt, sondern in Frieden entschlafen“, schreibt der Protokollant des katholischen Gesellenvereins. Dennoch nagte der Zahn der Zeit an dem Werk.
So stellte der Restaurator Weimar schon vor 13 Jahren kleine Schäden in dem Körper aus Eichenholz fest. Risse, Unebenheiten, Feuchtigkeit. Und schon einmal restaurierte er die Skulptur. Im Spätherbst vergangenen Jahres sei es erneut Zeit geworden, zu handeln, sagt Weimer und rief im Rathaus an, um für Demontage und Transport Unterstützung zu erhalten. Denn mit mehr als 150 Zentimeter Länge bist du Jesusgestalt beinahe lebensgroß und schwer ist sie auch, sagt Weimer. Für den Bürgermeister war die Hilfe selbstverständlich. Die Männer vom Bauhof fuhren in den Wald, nahmen den Christuskorpus vorsichtig vom Kreuz und brachten ihn vor etwa 4 Wochen in die Werkstatt von Josef Weimer.
Zunächst müsse die Jesusgestalt aus dunklem Holz austrocknen, entschied der Fachmann. Und das müsse langsam geschehen, ohne Heizung oder beträchtliche Temperaturschwankungen, damit sich keine weiteren Schäden auftun sollten. Danach begann er mit der Reinigung, benutzte spezielle Reinigungsschwämme und Bürstchen, und dann hantierte er mit noch filigranerem Werkzeug: Mit Skalpell und Nadel.

Mit einer Injektionsnadel spritzt er kleine Dosen chemischer Konservierungsstoffe in winzige Risse des Holzes, um dessen Substanz zu verfestigen. Es gehe darum, „die Fasern auszuhärten“, berichtet er. Sobald der Festigungsprozess abgeschlossen ist, werden die Risse mit einer Holzmehlmischung wieder geschlossen, die restaurierten Flächen farblich retuschiert und dem Original angepasst und der gesamte Korpus mit Kunstharzfirniss gestrichen.
Die reine Arbeitszeit kann man auf 4 bis 5 Wochen zusammenstreichen, sagt der Restaurator. Zeitdruck besteht für ihn nicht, Ende Februar könnte sein Werk beendet sein, abhängig von den Trocknungsphasen, die eingeschoben werden müssen, An Karfreitag dieses Jahres wird der Christuskorpus auf jeden Fall wieder am Kreuz in der Monschau hängen, betont Josef Weimar. Und das sei doch „das Höchste, das es gibt“.

Die Sage von der Mordschau

Märchen und Legenden ranken sich häufig um grausame Themen. Auch die Mordschau-Sage. Danach rückten im Dreißigjährigen Krieg die Schweden mordend und raubend nach Elz vor. (1)
Die Bürger waren gewarnt, räumten Häuser, Kammern und Ställe leer und versteckten sich im Elzer Wald zwischen Niedererbach und Malmeneich. Doch die Schweden entdeckten sie und nach anfänglichen Verteidigungsversuchen „ließen die wackeren Elzer Kämpfer die Waffen sinken und baten um Gnade“, heißt es in der Erzählung. Gewährt wurden sie ihnen nicht. „Ein grausiges Morden hub an.“ Die Erinnerung an dieses „teuflische Gelage“ hat die Jahrhunderte überdauert und dem Namen im Elzer Wald seinen Namen verpasst: „Mordschau“.

(Annette in Concas, NNP)

(1) Hier finden Sie eine Einschätzung zur Mordschausage.