Aus der Diasammlung meines Vaters

Im Jahr 1987 wurde die Niederlassung der Dernbacher Schwestern in Elz geschlossen.
Der Grund waren Mängel am Gebäudekomplex, der dadurch den Anforderungen und behördlichen Auflagen an eine zeitgemäße Betreuungseinrichtung für ältere Menschen nicht mehr entsprach. Somit war der Abriss des „Klosters“, wie man es in Elz nannte, unvermeidlich.
Kurz nachdem der geplante Abriss der Gebäude öffentlich bekannt wurde, machte sich mein Vater Anton Breunig (1919 – 1993) mit seiner Kamera auf, um den Endzustand des St Josefshauses zu dokumentieren. Dabei entstand auch eines der letzten Bilder der gut bekannten Schwester Ludwiga vor ihrer Versetzung in den Ruhestand.

Ansicht von Osten
Ansicht von Osten
Ansicht von Süden
Ansicht von Südosten
Ansicht von Südwesten
Ansicht von Westen
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Der Einsatz der Dernbacher Schwestern in Elz: Eine Chronik christlicher Nächstenliebe (1893–1987)

Im Jahr 1893 gründete die Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi, besser bekannt als Dernbacher Schwestern, eine Niederlassung im Ort Elz, um sich der ambulanten Krankenpflege und der Kinderbetreuung zu widmen. Diese soziale und karitative Arbeit, die über fast ein Jahrhundert andauerte, prägte das gesellschaftliche Leben der Gemeinde maßgeblich.

Der Ursprung des Wirkens: Nächstenliebe als Fundament

Die Initiative zur Gründung der Niederlassung ging auf Pfarrer Johannes Baptist Spring zurück, der mit eigener finanzieller Unterstützung und Spendengeldern ein Schwesternhaus errichten ließ, um die Not der verarmten Bevölkerung seiner Pfarrei zu lindern. Bereits 1891 erhielt er die Zustimmung sowohl von der Generaloberin Katharina Kasper als auch vom preußischen Ministerium. Zwei Jahre später, 1893, eröffnete das erste Gebäude in der Gräbenstraße mit einem Kindergarten für 100 Kinder und dem Hospital St. Josef.

Erstes Klostergebäude erbaut 1893 (Zustand während des 1. Weltkriegs)

Ausbau und Anerkennung

Die sozialen Angebote wurden stetig ausgebaut. 1896 führte ein neu gegründeter Sanitätsverein zur Ansiedlung eines Arztes. Im gleichen Jahr erhielt das Hospital die offizielle Krankenhauskonzession. Der steigende Bedarf in der Kinderbetreuung führte zum Bau eines neuen Hauses, das 1901 bezugsfertig war und das viele älteren Elzerinnen und Elzer als Kindergarten mit der damaligen Leiterin Schwester Gabriele noch kennen. Ergänzt wurde das Angebot durch eine Nähschule, die vor allem jungen Mädchen Bildung und Fertigkeiten vermittelte.

Linkes Klostergebäude ist der erste Erweiterungsbau von 1901 (Zustand während des 1. Weltkriegs)

Umbrüche durch Kriege und politische Eingriffe

Während des Ersten Weltkriegs dienten die Einrichtungen als Lazarett, wodurch der Kindergarten und die Nähschule 1917 vorübergehend geschlossen wurden. Nach Kriegsende erfolgte die Wiedereröffnung von Kindergarten und Nähschule und eine Erweiterung des St. Josefshauses, das nun auch eine Geburtenstation erhielt.

Kindergartenkinder in den Zwanziger Jahren.
(Die Schutzengelskulptur im Hintergrund existierte noch zu meiner Kindergartenzeit Mitte der Fünfziger Jahre.)

Ab 1933 wurde das Haus durch das Kreiswohlfahrtsamt in Limburg als Alten- und Siechenheim mit 72 Betten genutzt. 1936 lebten und arbeiteten zwölf Dernbacher Schwestern in Elz.

Mit dem 3. Bauabschnitt nach dem 1. Weltkriegwurden die beiden älteren Gebäude miteinander verbunden

Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Beginn des 2. Weltkriegs verschärfte sich die Lage: 1941 beschlagnahmte die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) den Kindergarten und ließ auch die Nähschule schließen. In den letzten Kriegsjahren wurden die Gebäude zur Unterbringung von Evakuierten aus Großstädten wie Köln, Essen, Duisburg und Frankfurt genutzt.

Neuanfang nach dem Krieg

Am 25. März 1945 befreiten amerikanische Truppen Elz. Nur wenige Wochen später, im April 1945, nahmen die Schwestern ihren Dienst erneut auf: Der Kindergarten öffnete wieder mit über 200 Kindern, ebenso die Geburtenstation. Zwischen 1947 und 1950 organisierten sie eine Schulspeisung für bis zu 600 Kinder – ein wichtiger Beitrag zur Linderung der Nachkriegsnot.

Der schrittweise Rückzug

In den folgenden Jahrzehnten passten sich die Angebote den gesellschaftlichen Entwicklungen an. Der Kindergarten wurde 1972 geschlossen, die gesamte Niederlassung schließlich 1987.
Damit endete eine 94-jährige Ära der Dernbacher Schwestern in Elz. Das Gebäude des St. Josefshauses ging in die Trägerschaft der Caritas über und wurde kurze Zeit später durch die heutigen Gebäude ersetzt.
Die Lage der Räume des Klosters ist in den folgenden Bildern markiert.

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Ein bleibendes Vermächtnis

Die Dernbacher Schwestern prägten durch ihr selbstloses Engagement das soziale Gefüge von Elz über fast ein Jahrhundert. Ihr Wirken bleibt ein beeindruckendes Zeugnis christlicher Nächstenliebe und sozialer Verantwortung – getragen von Glaube, Fürsorge und der festen Überzeugung, den Schwächsten der Gesellschaft beizustehen. Zur Erinnerung an das segensreiche Wirken der Schwestern stiftete unser Verein aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens im Jahr 2015 auf dem Elzer Friedhof ein Denkmal.

Bildquellen: Privat und Vereinsarchiv

Dr. Hans Paul Breunig

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